Unser Alltag besteht aus vielen Aufgaben und Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Doch wo es Aufgaben gibt, sind Leistungsbeurteilungen ebenfalls nicht weit. Dabei wird nicht nur das eigentliche Ziel bewertet, sondern auch der Weg dorthin sowie unser Verhalten in diesem Zeitraum. Für Schüler bedeutet das, sie müssen neben all dem Lob und der Anerkennung eine ganze Menge Kritik einstecken. Richtig angewandte und konstruktive Kritik ist jedoch notwendig, um dem Kind Gelegenheit zu geben, aus einem Fehler zu lernen. Allerdings kann jede noch so gut gemeinte Kritik nach hinten losgehen. Schließlich wird niemand gerne kritisiert. Wenn wir nicht genau darauf achten, wie die Kritik formuliert ist, fühlt sich der Kritisierte angegriffen und reagiert womöglich stur, traurig oder sogar aggressiv. Richtig formuliert, kann Kritik Wunder bewirken.
Wir geben Euch ein paar praktische Tipps zur Umsetzung.
Unter vier Augen sprechen
Kritik kann bisweilen für die betreffende Person hart und im ungünstigsten Fall extrem peinlich sein. Schüler leiden dabei sehr unter der Schmach, weshalb es ratsam ist, ein Gespräch unter vier Augen zu suchen. Wird dem Kind eine gewisse Distanz zu Unbeteiligten gegeben, entgeht es peinlichen Bemerkungen und es nimmt die Kritik dadurch besser auf.
Zeitnah kritisieren
Es macht keinen Sinn, alte Fehler auszugraben, wenn sie vielleicht gar nicht mehr relevant sind. Daher sollte Kritik immer möglichst zeitnah ausgeübt werden. So ist noch ein Bezug zur Problematik gegeben und das Übel kann bei der Wurzel gepackt werden.
In der „Ich-Form“ formulieren
Kritik ist eine subjektive Beurteilung. Bleiben Sie deshalb bei sich selbst und sprechen Sie in der „Ich-Form“. Beschreiben Sie, was Sie wahrnehmen und was das auslöst oder auslösen kann. Formulieren Sie, was Sie sich wünschen und geben Sie die Möglichkeit, eigene Lösungen zu finden.
"Ich mache mir Sorgen, dass Du nicht regelmäßig Deine Vokabeln lernst. Ich habe Bedenken, dass der Berg immer höher wird. Ich wünsche mir, dass Du täglich einige Vokabeln lernst. Was meinst Du, wie viel Zeit könntest Du zukünftig pro Tag dafür aufwenden?"
Formulieren Sie Ihre Empfindungen und die wünschenswerte Veränderung so konkret wie möglich. Das verdeutlicht das Anliegen und das Kind erhält bereits einen denkbaren Lösungsansatz.
Kritik am Verhalten, nicht aber an der Person ausüben
Eine Grundregel bei korrektem Kritisieren ist: Nur das Verhalten der betroffenen Person darf kritisiert werden, nicht aber die Person an sich. Wir sind Individuen, die sich frei entfalten wollen und das auch sollen. Den Charakter eines Kindes zu kritisieren ist daher nicht angebracht. Ist eine Schülerin oder ein Schüler beispielsweise eher introvertiert, wirkt die Aussage „Du sagst nie was. Du könntest ruhig auch mal was dazu sagen.“ kränkend. Es ist hilfreicher, bemerkenswerte Aspekte des Charakterzuges hervorzuheben, um das Kind zu motivieren. Eine positive Formulierung „Ich bemerke, Du folgst dem Unterricht sehr aufmerksam. Mich würde deine Meinung zum Sachverhalt interessieren?“ kann die Schülerin oder den Schüler ermutigen, aus sich herauszukommen und aktiv mitzuarbeiten.
Diese Tipps sind natürlich keine Garantie dafür, dass die Kritik positiv von Schülern aufgenommen wird, jedoch ermöglichen sie eine harmonischere Atmosphäre in schwierigen Situationen. Gerne stehen wir vom LernZentrum Ihnen bei weiteren Fragen zum Thema zur Verfügung und helfen Ihnen bei der Umsetzung der Tipps. (MT)