Die Langeweile genießen

Leah lebt laut ihrer Homepage dharmacomics.com in San Francisco. Sie macht mit wenigen Strichen und einigen Worten großartige und nachdenkenswerte Aussagen. Sie postet sie auf facebook. Damit hebt sie sich angenehm von irgendwelchen platten Bild- oder Comicposts, die man wenige Minuten später schon wieder vergessen hat, ab. Heute hat sie den nebenstehenden "Comic" gepostet. Wir haben ihn gesehen, und erst einmal laut gelacht. So ist es: Lasst uns doch mal die Langeweile genießen. Oder noch besser: Lasst und das, was wir tun, egal was es ist, genießen. Vielleicht ist es dann gar nicht mehr langweilig.

 

Ich erinnerte mich an eine Unterrichtsstunde der vergangenen Wochen: Die meisten Schüler der Gruppe saßen bzw. lümmelten auf ihren Stühlen und waren offensichtlich völlig gelangweilt. Auf meine Frage, was würdet ihr denn jetzt am liebsten tun, meinte einer: "Egal was, nur nicht lernen." Ich antwortete: "Tja, dann haben wir ein Problem, weil wir nun mal gerade lernen sollen. Wie wäre es, wenn ihr es genießt, aufmerksam seid und mitarbeitet. Vielleicht habt ihr sogar Freude daran." Die meisten haben gelacht. Einer fand, ich hätte einen guten Witz gemacht, wie könne man denn das Lernen für die Schule genießen. Aber sie haben dann doch tatsächlich mitgemacht, sich aufrecht hingesetzt und siehe da, am Ende fanden alle die Unterrichtsinhalte interessant und kurzweilig. Das klappt (noch) nicht immer, aber einen Versuch ist es allemal wert. Ich habe es selbst probiert. Wenn ich etwas mache, was ich absolut langweilig finde, und wozu ich gerade gar keine Lust habe (bügeln, putzen, in einer Schlange warten), dann versuche ich es aufmerksam, wenigstens bereitwillig und wenn möglich sogar mit Freude zu tun. Und plötzlich ist es gar nicht mehr so langweilig, und immer häufiger kann ich es sogar genießen. (ag)